Claus Müller zum Oberkirchenrat gewählt

Germersheimer Dekan setzt sich im dritten Wahlgang gegen Paul Metzger durch – Konzept angekündigt

Im dritten Wahlgang gewählt: Der Germersheimer Dekan Claus Müller wird Oberkirchenrat und als Bildungsdezernent Nachfolger von Dorothee Wüst. Foto: view

Steigende Personalkosten und sinkende Steuereinnahmen: Finanzdezernentin Karin Kessel bringt den Doppelhaushalt ein. Foto: view

Der Germersheimer Dekan Claus Müller wird neuer Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche der Pfalz. Die Landessynode wählte den 50-jährigen promovierten Theologen im dritten Wahlgang mit 36 von 64 Stimmen zum neuen Bildungsdezernenten. Auf Paul Metzger, Pfarrer in Ludwigshafen-Pfingstweide, entfielen 26 Stimmen. Mit zwei Stimmen war der Württemberger Pfarrer Dieter Hofmann im zweiten Wahlgang ausgeschieden. Müller folgt im März kommenden Jahres auf Oberkirchenrätin Dorothee Wüst, die zum gleichen Zeitpunkt die Nachfolge von Kirchenpräsident Christian Schad antritt.

Bildung sei eine der Schlüsselfragen für die Zukunft der Kirche, sagte Müller. Durch aufgeklärte, sozial orientierte und theologisch fundierte Bildung könnten Menschen dafür begeistert werden, kreative Ideen für die Kirche zu entwickeln. Dafür wolle er ein Gesamtkonzept erstellen, durch das Doppelstrukturen abgebaut werden. Die Landeskirche solle da Angebote machen, wo es für ihr besonderes Profil sinnvoll sei. In anderen Bereichen könnten Angebote anderer Anbieter genutzt werden.

Entscheidende Bedeutung misst Müller dem Religionsunterricht zu. Dieser müsse erhalten bleiben. Sinnvoll sei jedoch, diesen Unterricht stärker ökumenisch auszurichten. Auch müsse die Kirche mehr mit staatlichen Lehrkräften in Kontakt treten, um die Sicht der Kirche beim Religionsunterricht zur Geltung zu bringen. Dies sei notwendig, weil die Zahl der Pfarrer im Schuldienst sinken werde.

Um das Theologiestudium interessanter zu machen, müsse Kirche für junge Menschen attraktiver werden, sagte Müller. Dafür müssten die Multiplikatoren, die mit jungen Menschen in Kontakt kommen, gestärkt werden. Auch wolle er mit den theologischen Fakultäten reden mit dem Ziel, dass nicht nur gute Theologen, sondern auch gute Pfarrerinnen und Pfarrer die Universität verlassen. Dafür sei es möglicherweise sinnvoll, weniger Latein, aber mehr digitales Wissen zu vermitteln.

Vor seinem Amt als Dekan in Germersheim war Müller Pfarrer an der Gedächtniskirche in Speyer. Er ist verheiratet und Vater von drei Kindern. koc

Kirchlicher Haushalt leidet an Corona

Ausgleich ist in den beiden kommenden Jahren nur durch die Entnahme aus den Rücklagen möglich

Die Finanzsituation der Evangelischen Kirche der Pfalz ist stark von der Corona-Krise beeinträchtigt. Die Kirchensteuereinnahmen seien in diesem Jahr um fast zehn Millionen Euro gegenüber 2019 zurückgegangen, sagte Oberkirchenrätin Karin Kessel vor der Landessynode. Für den Ausgleich des Doppelhaushalts der Jahre 2021 und 2022 seien Entnahmen aus den Rücklagen notwendig. Die Synode stimmte dem Doppelhaushalt einstimmig zu.

Bereits im April dieses Jahres hat die Landeskirche eine Haushaltssperre von zehn Prozent beschlossen. Ob auch für das Jahr 2021 eine solche Sperre erforderlich sei, könne zurzeit noch nicht entschieden werden, sagte Finanzdezernentin Kessel. Ein Nachtragshaushalt für das Jahr 2020 sei nicht nötig, da die Einbußen bei den Kirchensteuern durch höhere Rückführungen aus dem sogenannten Clearingverfahren ausgeglichen werden. Dieses Verfahren gleicht die Steuerzahlungen der Kirchenmitglieder aus, die im Bereich der Landeskirche wohnen, aber im Gebiet einer anderen Landeskirche arbeiten.

Die nächsten Haushaltsjahre seien besonders durch sinkende Einnahmen und steigende Personalkosten geprägt, sagte Kessel. Der Doppelhaushalt für die Jahre 2021 und 2022 sieht für 2021 einen Rückgang der Kirchensteuereinnahmen von 7,5 Prozent vor, für 2022 sind fünf Prozent weniger angesetzt als 2019. Erst im Jahr 2023 rechnet die Landeskirche wieder mit einem ähnlichen Kirchensteuerniveau wie 2019.

Insgesamt erwartet die Landeskirche 2021 Einnahmen von 182,3 Millionen Euro, für 2022 Einnahmen von 189,8 Millionen Euro. Dem stehen für 2021 Ausgaben in Höhe von 193,7 Millionen Euro, 2022 von 197,3 Millionen Euro gegenüber. Für die kommenden beiden Jahre komme die Landeskirche so nur durch Entnahme von 11,4, beziehungsweise 7,6 Millionen Euro aus den Rücklagen zu einem ausgeglichenen Haushalt, sagte Kessel.

In den Doppelhaushalt eingearbeitet seien Vorschläge der synodalen Konsolidierungskommission, sagte Kessel. Einsparen will die Landeskirche dadurch 1,3 Millionen Euro jährlich durch die Reduzierung der Baubedarfszuweisungen an die Kirchengemeinden. Noch immer sei der Gebäudebestand zu hoch, sagte Kessel.

Die Kommission schlägt bis 2030 Einsparungen in Höhe von insgesamt 12,5 Millionen Euro vor. So soll sich die Landeskirche künftig mit einem Festbetrag pro Platz und Jahr an den Kosten der Kindertagesstätten beteiligen. Alle weiteren Kosten müssten die Kommunen tragen. Eine Million Euro soll so jährlich eingespart werden. epd

Synode kann nun auch digital tagen

Mit einer Verfassungsänderung hat die Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz die Möglichkeit geschaffen, auch digital zu tagen. Eine solche Regelung sei notwendig, um auch in außergewöhnlichen Notsituationen die Handlungsfähigkeit der Synode sicherzustellen, sagte Oberkirchenrat Dieter Lutz. Entscheidungen der Synode können nun auch auf schriftlichem und elektronischem Weg fallen sowie in Video- und Telefonkonferenzen. Die Entscheidung, wann Ausnahmefälle wie Naturkatastrophen oder andere außergewöhnliche Notsituationen vorliegen, trifft den neuen Bestimmungen zufolge die Kirchenregierung im Einvernehmen mit dem Präsidium der Landessynode.

Zum Abschluss der Tagung wandte sich Synodalpräsident Hermann Lorenz an Oberkirchenrat Dieter Lutz und Kirchenpräsident Christian Schad, die die Synodaltagung zum letzten Mal begleiteten. „Christian Schad hat 1997 seine Laufbahn als Synodaler begonnen und beendet sie als Kirchenpräsident“, sagte Lorenz. Er habe viel in der Landeskirche und in der Ökumene bewirkt.

Er habe sein Amt als dezidiert geistliche Leitung verstanden, antwortete Schad. Er sei Theologe mit Leib und Seele und überzeugt, dass es in Zukunft noch deutlicher zu fragen gelte: Was ist unsere unverwechselbare Stimme als protestantische Kirche? Was können nur wir sagen und in den gesellschaftlichen Diskurs einbringen? „Dazu gehört, die Gottesfrage wachzuhalten, zu sagen, was uns trägt: im Leben und im Sterben. Was uns tröstet, was uns hoffen lässt, was uns Orientierung schenkt.“ Er wünsche seiner Kirche, dass sie aus tiefem Gottvertrauen lebt und mit beiden Beinen mitten in dieser Welt steht und Verantwortung übernimmt. KB

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