Im Herbst 2021 wird es einen Wechsel an der Spitze der evangelischen Kirche geben: Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, kündigte an, er wolle im kommenden Jahr nicht noch einmal für das Amt kandidieren. Er sei jetzt so oft gefragt worden, ob er erneut kandidiere, dass es Zeit gewesen sei, nicht länger die Antwort zu verweigern und Spekulationen zu vermeiden, sagte Bedford-Strohm dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Die evangelische Kirche verliert in ihrer vordersten Reihe einen streitbaren und profilierten Protestanten. Doch passend zu den nun bevorstehenden intensiven Reformdiskussionen ist dann auch Platz für einen Generationenwechsel. Am 8. und 9. November berät die EKD-Synode über strukturelle Reformen, wegen der Corona-Pandemie rein digital. Theoretisch hätte sich der bayerische Landesbischof noch einmal für den Ratsvorsitz zur Wahl stellen können. Seit 2014 steht er an der Spitze der evangelischen Kirche. Doch nun solle „jemand Neues ran“, der neue Akzente setze, sagte Bedford-Strohm.
Schon seit längerer Zeit wurde angenommen, dass er nicht erneut kandidieren würde. Denn Bedford-Strohm feierte im März seinen 60. Geburtstag und scheidet 2023 turnusmäßig als bayerischer Landesbischof aus dem Amt. Ein neuer Ratsvorsitzender oder eine Ratsvorsitzende wäre aber bis 2027 im Amt. Es ist in der EKD üblich, dass leitende Geistliche diese Aufgabe übernehmen. Im Herbst 2021 wird eine neu zusammengesetzte Synode einen neuen Rat wählen. Über den Vorsitz des Rats entscheidet ebenfalls die Synode.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, äußerte Bedauern über Bedford-Strohms Entscheidung. „Der Ratsvorsitzende ist eine Persönlichkeit, deren Herz für die Ökumene brennt“, sagte Bätzing dem epd. In Bedford-Strohms Amtszeit fiel die Jubiläumsfeier zum 500. Jahrestag der Reformation 2017. Gemeinsam mit Bätzings Vorgänger, Kardinal Reinhard Marx, hatte Bedford-Strohm das Jubiläum als ökumenisches Christusfest begangen.
Bedford-Strohms Weggefährte Michael Diener, Mitglied im Rat der EKD, sagte dem epd, er halte es für richtig, diese Entscheidung vor der letzten Tagung dieser Synode öffentlich zu machen. „Das lässt nun ein Jahr Zeit, die Nachfolgefrage in allen Gremien zu erörtern und zu klären, und gibt ihm viel Freimut, dieses letzte Jahr zu gestalten“, sagte der aus der Pfalz stammende Theologe, der bis September Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbands war. Franziska Hein