Aufmerksamkeit für die jüdische Sache

Landeskirchlicher Arbeitskreis will das Thema in Schulen und in Kirchengemeinden lebendig halten

Durch Begegnung Ressentiments abbauen: Der Arbeitskreis zu Besuch im jüdischen Kulturzentrum Kaiserslautern. Foto: pv

Immer wenn sich der Nahostkonflikt verschärft, komme es zu Übergriffen auf jüdische Mitbürger oder Einrichtungen, sagt Stefan Meißner, Vorsitzender des protestantischen Arbeitskreises Kirche und Judentum der Landeskirche. Die Juden in Deutschland würden in Sippenhaft genommen für Menschenrechtsverletzungen durch die israelische Regierung. Bei einem Treffen mit dem Arbeitskreis in Kaiserslautern hätten Vertreter der jüdischen Gemeinde von Schmierereien am Gemeindezentrum berichtet. Außerdem sei es nicht ratsam, derzeit mit Kippa, der klassischen jüdischen Kopfbedeckung, auf die Straße zu gehen.

Durch die Diskussionen über den Islam erhielten die Situation der Juden in Deutschland und das christlich-jüdische Verhältnis derzeit wenig Aufmerksamkeit, sagt Meißner. Die Mitglieder des Arbeitskreises hätten daher die Aufgabe, die Auseinandersetzung mit dem Thema an Schulen und in Kirchengemeinden lebendig zu halten und die Erinnerung an das einst reiche jüdische Leben in der Region bewahren zu helfen. Derzeit bereite der Arbeitskreis das Reformationsjubiläum 2017 vor. Dafür wird Material über das schwierige Verhältnis von Luther zu den Juden erstellt.

Außerdem berät der Arbeitskreis die Kirchenleitung bei Stellungnahmen, die das Verhältnis zum Judentum betreffen. Ein Meilenstein sei gewesen, dass 1995 die Kirchenverfassung ergänzt worden sei, sagt Meißner. Als Aufgaben der Kirche sind seither die Versöhnung mit dem jüdischen Volk und der Kampf gegen jede Form der Judenfeindschaft festgeschrieben.

Ein weiteres Anliegen des Arbeitskreises ist, den Anteil der Stücke aus dem Alten Testament in den Gottesdiensten zu erhöhen. Die Konferenz der landeskirchlichen Arbeitskreise Christen und Juden hat nach Meißners Worten vor einigen Jahren dazu die Initiative ergriffen. Inzwischen liege eine entsprechende Perikope vor. Eine Perikope bestimmt die Abschnitte aus der Bibel, die im Gottesdienst gelesen werden. Die neue Perikope, die deutlich mehr Anteile alttestamentarischer Texte enthält, soll in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) erprobt werden. Der Arbeitskreis hat bei der pfälzischen Landeskirche den Antrag gestellt, bei dieser Erprobung mitzumachen. „Es ist uns wichtig, durch Predigten die Wurzeln unseres Glaubens vor Augen zu führen“, sagt Meißner. koc

Meistgelesene Artikel