Arbeitsleben für ein Bildungshaus mit Wohlfühlfaktor

Ursula Sturm leitet das vor 50 Jahren eröffnete Protestantische Bildungszentrum Butenschoenhaus in Landau – Heimstätte Hunderter Vikare

Leben und Lernen auf dem „Butenschoencampus“: Ingo Schenk (Mitte) vom Landesjugendpfarramt mit Pfälzer Vikaren. Foto: VAN

Sie gehört fast schon, wie man sagt, „zum Inventar“. Und sie hat Hunderten pfälzischer Pfarrerinnen und Pfarrer zeitweise eine Heimstätte geboten. „Das Butenschoenhaus ist meine Lebensaufgabe“, sagt Ursula Sturm. Man glaubt es der engagierten 63-Jährigen aufs Wort, dass sie es ernst meint: Seit 42 Jahren ist sie Leiterin des Protestantischen Bildungszentrums Butenschoenhaus in Landau. „Ich kenne jeden Pfarrer der Landeskirche“, versichert die gelernte „Betriebsleiterin.“

Acht Jahre zuvor, im Januar 1965, startete die Bildungs- und Tagungsstätte mit dem Neubau des Predigerseminars, in dem seither der pfälzische Pfarrernachwuchs ausgebildet wird. Ab Mitte der 1970er Jahre wurden dort weitere Bildungseinrichtungen angesiedelt: das Erziehungswissenschaftliche Fort- und Weiterbildungsinstitut (EFWI) der evangelischen Kirchen in Rheinland-Pfalz als Fort- und Weiterbildungsstätte für Lehrer, das Institut für kirchliche Fortbildung und zuletzt die Evangelische Akademie der Pfalz. Namensgeber des Hauses ist der Pädagoge, Theologe und Journalist Johann Friedrich Buten­schoen (1764 bis 1842), einer der Väter der Pfälzischen Kirchenunion von 1818.

Stolz schwingt in der Stimme von Ursula Sturm mit, wenn sie sich erinnert, wie sich „ihr“ Haus in der Landauer Luitpoldstraße 8 über die Jahrzehnte entwickelte. Im Predigerseminar waren die angehenden Pfarrerinnen und Pfarrer zunächst quasi „kaserniert“: Sie mussten dort ein Jahr lang leben und lernen, bevor sie in den Seelsorgedienst entlassen wurden. Heute steht es den derzeit 43 Vikarinnen und Vikaren frei, ob sie in dem Haus mit seinen 33 Zimmern bei Vollverpflegung nächtigen wollen oder lieber nach Hause fahren.

Für Pfarrerin Julia Neuschwander, Leiterin des Predigerseminars, stellt das Butenschoenhaus „ein optimales Forum zur Begegnung und Diskussion“ für die Vikarskurse dar. Lehrer aus ganz Rheinland-Pfalz schätzten bei ihren Fortbildungen „besonders die Atmosphäre des Hauses, die Freundlichkeit der Mitarbeiterinnen und das gute Essen“, lobt Pfarrer Günter Geisthardt, der Leiter des EFWI. Pfarrer Steffen Schramm, der das Institut für kirchliche Fortbildung leitet, nennt das Butenschoenhaus die „Denkwerkstatt der Evangelischen Kirche der Pfalz und ihr akademisches Bildungszentrum“.

Ende der 1990er Jahre führte der wirtschaftliche Druck dazu, dass sich das Butenschoenhaus auch für nicht kirchliche Veranstalter öffnete, erzählt Sturm. Zuvor sei das „nicht gewünscht“ gewesen. Heute präsentiere es sich mit seinen Seminar-, Freizeit- und Clubräumen und einem Andachtsraum als moderner, „weltoffener Hotelbetrieb“, wie sie sagt. 2004 wurde das Haus renoviert und mit dem europäischen Emas-Siegel als besonders umweltbewusst wirtschaftende Einrichtung zertifiziert.

Bunt gemischt ist das Spektrum. Nicht nur kirchliche Gäste aus Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden fühlen sich in dem Haus wohl, das nur wenige Gehminuten von der Landauer Innenstadt entfernt liegt. Auch „Externe“ – wissenschaftliche Institute, Kommunen und nicht zuletzt Frauenfaschingsgruppen – schätzen das Tagungshaus. Ganz wichtig ist es der Hausleiterin und ihren mehr als 20 Mitarbeitenden, dass das Butenschoenhaus ein Ort bleibt, an dem sich eine weltzugewandte Kirche präsentiert. „Die Kirche ist keine Insel“, lautet Sturms Glaubenssatz.

Die Rahmenbedingungen dafür hat die Landeskirche gegeben und die Zukunft des Hauses gesichert. 5,6 Millionen Euro sollen in die Sanierung und Ausstattung der landläufig auch „Butenschoencampus“ genannten Bildungsstätte investiert werden, versichert Oberkirchenrat Dieter Lutz. Zudem soll die Zahl der Übernachtungszimmer von 33 auf 51 erhöht werden.

Christoph Picker, Direktor der Evangelischen Akademie der Pfalz, hofft, dass die Erweiterung auch zu einer Profilierung des Hauses als anspruchsvoller protestantischer Bildungsort beiträgt. Die Überlegungen zur Kooperation mit der Landauer Universität untermauerten den Anspruch des Butenschoenhauses, ein kleiner „Campus“ zu sein, findet Ursula Sturm. Alexander Lang

Meistgelesene Artikel