Antisemitismus bleibt ein tägliches Problem

Arbeitskreis-Vorsitzender sieht enorme Belastung für Juden in Deutschland – Akademietagung geplant

Stefan Meissner, Vorsitzender des landeskirchlichen Arbeitskreises Kirche und Judentum. Foto: lk

Die konstant hohe Zahl antisemitischer Delikte in Deutschland ist nach den Worten von Pfarrer Stefan Meißner eine enorme Belastung für die hier lebenden Juden. Der weit verbreitete Opti­mis­mus, der Antisemitismus in Deutschland sterbe mit der Generation der nationalsozialistischen Täter aus, sei erschüttert, sagte der Vorsitzende des Arbeitskreises Kirche und Judentum der Landeskirche. In den vergangenen Jahren habe sich die Zahl antijüdischer Verbrechen und Belästigungen auf hohem Niveau eingependelt.

Antijüdische Delikte seien früher meist in Zusammenhang mit dem Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern aufgetreten, sagte Meißner. Immer wenn Israel auf die Angriffe aus Palästina reagiert habe, sei es in Deutschland zu Übergriffen auf Juden gekommen. Bezeichnenderweise hätten deutsche Medien auch stärker über die Reaktionen Israels auf die Angriffe berichtet als über die Angriffe selbst. Inzwischen seien antijüdische Delikte jedoch meist unabhängig von den Konflikten im Nahen Osten. In den vergangenen Jahren würden etwa 1450 Delikte jährlich registriert. Das seien erschreckende vier Fälle täglich.

Antisemitismus liegt nach Meißners Worten vor, wenn die Ablehnung einer Person oder einer Gruppe mit der tatsächlichen oder vermeintlichen jüdischen Herkunft zusammenhänge. Das könne sich auch auf den Staat Israel beziehen. Kritik an der israelischen Regierung sei zulässig. Antisemitisch werde diese Kritik, wenn das Recht des jüdischen Volks auf einen Staat bestritten werde, Israel nach anderen Maßstäben beurteilt werde als andere Staaten und die Kritik sich einer Rhetorik mit antijüdischen Stereotypen bediene oder Juden mit Nazis vergleiche.

Der Arbeitskreis Kirche und Judentum veranstaltet mit dem Islambeauftragten der Landeskirche, Georg Wenz, am 17. und 18. Mai eine Tagung der Evangelischen Akademie der Pfalz in Landau mit dem Thema „Antisemitismus – Neue Formen, aktuelle Herausforderungen und das ,Nie wieder‘ als Staatsräson“. Anmeldungen zur Tagung sind unter info(at)nospameapfalz.de möglich. koc

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