Alte Bibeln mit erstaunlichem Innenleben

Klaus Müller hat bisher mehr als 500 Exemplare restauriert – Von rostigen Nadeln bis zu Rußpartikeln

Sie lagerten zwischen den Seiten des neuen Testaments in einer Heiligen Schrift aus dem Jahr 1736: Vierblättrige Kleeblätter. Foto: pv

Nußdorf. Beim Instandsetzen jahrhundertealter abgegriffener Familienbibeln macht Buchbinder und -restaurator Klaus Müller aus Nußdorf bei Landau mitunter Funde der besonderen Art. Zwischen den Seiten finden sich „Schmutz, Pflanzensamen, Blätter, Staub, Essensreste und kleine Metallteile, die sich teils in Jahrhunderten angesammelt haben“, erzählt Müller.

Bei einem betagten Exemplar, das ein Mann im Herbst gebracht hat, machte sich Klaus Müller ans Zerlegen und Trockenreinigen der 1736 im Verlag Thurneysen in Basel erschienenen Bibel – und entdeckte Erstaunliches. „Zwischen den einzelnen Seiten des Neuen Testaments lagen circa ein Dutzend uralte vierblättrige Kleeblätter“, freut er sich über die Glücksbringer. Nach dem Reinigen, Restaurieren und erneuten Binden konnte Müller dem Kunden die Bibel mit neuem Einband und Metallbeschlägen wieder mitgeben.

Das Exemplar habe noch mehr Überraschungen bereitgehalten. „Weiter gab es rostige Nadeln, Pflanzenblätter, beschriftete Papierstückchen, getrocknete Holzwürmer, viel Staub, schwarze Rußpartikel, Vogelfedern, Reste von Kerzenwachs, Steinchen, Getreidekörner, Fäden und Gewebereste herauszuholen“, zählt Klaus Müller auf.

Zusammen mit Ehefrau Hedwig, die ebenfalls Buchbinderin und -restauratorin ist, hat er in den vergangenen 41 Jahren in der Nußdorfer Werkstatt mehr als 500 alte Bibeln restauriert. Die bis zu 12,5 Kilogramm schweren uralten Exemplare seien von Generation zu Generation weitergegeben worden. „Oft waren sie das einzige Buch im Haushalt, wurden bis Mitte des 19. Jahrhunderts in der Küche oder im Zimmer benutzt und bei Kerzenlicht oder dem von Petroleumlampen gelesen“, weiß der Experte. Staub vom Rauch der Kamine oder Kochherde habe die Wohnräume gefüllt. Die großen unhandlichen Bibeln seien im 20. Jahrhundert aus der Mode gekommen und gegen kleinere ersetzt worden. Die alten, sperrigen Exemplare wurden in Kisten oder Kartons verpackt und auf Dachböden oder in Kellern gelagert. Die Nachgeborenen entdeckten sie Jahrzehnte später bei Haushaltsauflösungen oder Aufräumarbeiten.

Weitere Informationen geben Buchrestaurator Klaus Müller und seine Frau Hedwig in Nußdorf, Kirchstraße 49, unter der Tele­fon­nummer 06341/63658, www.mueller-buch.de. dob

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