Als Hilfswerk künftig vor großen Herausforderungen

Diakonie Pfalz feiert auf dem Hambacher Schloss 50. Geburtstag – Kirchenpräsident Schad sieht wachsende Kluft zwischen Arm und Reich

Lobt die Diakoniemitarbeiter als Kämpfer für den Zusammenhalt in der Gesellschaft: Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Foto: LM

Kirchenpräsident Christian Schad hat das Diakonische Werk Pfalz als einen zentralen und untrennbaren Bestandteil der pfälzischen Landeskirche gewürdigt. „Diakonie ist Kirche und Kirche ist Diakonie“, sagte Schad vergangene Woche bei einem Festakt anlässlich des 50-jährigen Bestehens der pfälzischen Diakonie auf dem Hambacher Schloss bei Neustadt. Rund 400 Vertreter aus Gesellschaft, Politik und Kirchen sowie Diakonie-Mitarbeiter waren zu der Veranstaltung unter dem Jubiläumsmotto „Glaube, Hoffnung, Nächstenliebe!“ und einem Empfang an dem symbolträchtigen Ort der deutschen Freiheits- und Demokratiegeschichte gekommen.

Die Diakonie als Hilfswerk der Kirche mit seinen Hilfs- und Beratungsangeboten für arme, alte und kranke Menschen sei die Seite des Glaubens, die der Welt und den Menschen zugewandt sei, sagte der Kirchenpräsident. Auch heute seien die tätige Nächstenliebe und das Eintreten für Mitmenschlichkeit in der Gesellschaft dringend nötig. Im reichen Deutschland wachse die Kluft zwischen Arm und Reich. Die Chancen für eine gerechte Teilhabe an der Gesellschaft sänken, die Zahl hilfesuchender Flüchtlinge nehme zu. Den Betroffenen wolle die Diakonie weiter gegen Ungerechtigkeit und Not beistehen, sagte Schad. „Keiner soll durch das soziale Netz rutschen und ins Bodenlose fallen.“

Das Diakonische Werk Pfalz wolle auch zukünftig ein „Anwalt der Schwachen“ bleiben, sagte der pfälzische Diakoniedezernent Manfred Sutter. Große zukünftige Herausforderungen seien die Integration behinderter Menschen, der Kampf gegen Armut und die Pflege.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) würdigte in einem Grußwort das Diakonische Werk Pfalz als „einen ganz starken Partner in der Sozialpolitik des Landes“. Der evangelische Wohlfahrtsverband sei auch angesichts des wachsenden Populismus eine wichtige Säule des Sozialstaats. Die Diakonie-Mitarbeiter seien „Kämpferinnen und Kämpfer für den Zusammenhalt in der Gesellschaft“, sagte die Ministerpräsidentin. Besonders in der Flüchtlingshilfe habe sie in den vergangenen Jahren das Land unterstützt, hob Dreyer hervor, die für einen menschlichen Umgang mit Flüchtlingen ohne Bleiberecht warb.

Die rheinland-pfälzische Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) appellierte, mit vereinten Kräften den Sozialstaat zu erhalten. Dieser biete den Menschen Sicherheit und wahre auch den inneren Frieden. Angesichts von Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Verrohung in den sozialen Medien sei heute ein öffentliches Eintreten für eine offene und sozial gerechte Gesellschaft wichtiger denn je, machte Diakonie-Präsident Ulrich Lilie aus Berlin in seinem Festvortrag deutlich. Ein neuer gesellschaftlicher Aufbruch sei nötig, der den Menschen ein Gefühl der Zugehörigkeit und eine Lebensperspektive gebe. Dringend müsse sich ein neues politisches und gesellschaftliches Klima entwickeln, das alle Bürger zur Mitgestaltung motiviere.

Die Diakonie könne gemeinsam mit den Kirchengemeinden Veränderungsprozesse im Sozialraum anstoßen. Als Beispiele nannte Lilie die Arbeit mit Flüchtlingen sowie neue Modelle zur Vernetzung von Senioren in ländlichen Räumen oder in Städten. Dort, wo sich Kirche und Diakonie mit anderen im Gemeinwesen einbrächten, könnten sie auch zukünftig eine wichtige positive Rolle für die Gesellschaft spielen, sagte der Diakonie-Präsident.

Der Festakt auf dem Hambacher Schloss wurde musikalisch gestaltet vom Homburger Bezirkskantor Stefan Ulrich und Mitgliedern des Homburger Vokalensembles. Das Diakonische Werk Pfalz mit seinen 255 Mitarbeitenden in 70 Beratungsstellen in zwölf „Häusern der Diakonie“ und in der Geschäftsstelle in Speyer ist sowohl Träger als auch Spitzenverband.

Im gesamten Bereich der pfälzischen Diakonie mit ihren mehr als 50 freien Trägern sind mehr als 11000 Menschen beschäftigt. Das Werk wurde am 1. Februar 1968 gegründet als Zusammenschluss des „Landesverbands für Innere Mission“ und des „Hilfswerks der Pfälzischen Landeskirche“. all

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