Muslimische Schüler als Brückenbauer

Ein besonderer Lernort: Kinder-Vesper-Kirche – Wo Ältere für Jüngere die Verantwortung übernehmen

Musikalisch unterwegs: Berufsschülerin Rabia Yilmaz bastelt Instrumente mit Kindern der Kinder-Vesper-Kirche. Foto: Kunz

Eine besondere Woche liegt hinter den Grundschülern der Schillerschule in Ludwigshafen-Mundenheim. Sie konnten bei der vierten Kinder-Vesper-Kirche in der protestantischen Jugendkirche gemeinsam essen, spielen und kreativ werden. Von Montag bis Donnerstag war jeweils eine Klassenstufe zu Besuch, beim großen Familientag am Freitag waren dann alle 375 Schüler samt Familien eingeladen.

„Zum einen machen wir das, um auf das Thema Kinder- und Jugendarmut in der Stadt hinzuweisen, zum Zweiten, um zu zeigen, wenn viele an einem Strang ziehen, dann ist auch vieles möglich. Und zum Dritten, weil Kirche den Auftrag hat, Gastfreundschaft zu leben“, sagt Jugendpfarrerin Kerstin Bartels. Da die Kinder während des dreigängigen Menüs bedient wurden wie in einem Restaurant, halfen täglich mehrere Schüler aus Ludwigshafener Schulen, die Tische zu decken, das Essen auszuteilen und das Geschirr zu spülen. Dass Ältere Verantwortung für Jüngere übernehmen, gehört maßgeblich zum Konzept der Kinder-Vesper-Kirche. Mitinitiator des Projekts ist der Verein „Adler helfen Menschen e.V.“ des Mannheimer Eishockeyvereins, der die Aktion maßgeblich unterstützt.

Nach dem Essen konnten sich die Kinder bei Workshops kreativ und körperlich austoben: Bobbycar-Rennen, Hindernislauf, verschiedene Bastelangebote, Musik, ein Sinnesparcours und eine Gruselgeschichte im Erzählzelt standen auf dem Programm. „Die Kinder wussten vorher gar nicht so recht, was auf sie zukommt, aber sie sind mit Herz und Seele dabei“, so Klassenleiterin Sandra Weber.

Auch für die angehenden Sozialassistenten der höheren Berufsfachschule Ludwigshafen war die Kinder-Vesper-Kirche ein besonderer Lernort: Sie haben die Workshops sorgfältig vorbereitet, wie zum Beispiel die Cousinen Rabia und Mihriban Yilmaz. „Wir sind zwar muslimisch“, sagt Rabia, „aber wir arbeiten trotzdem gerne in der Jugendkirche mit.“ Für sie sei es wichtig, etwas für die Kinder zu tun, und da mache das keinen Unterschied. Die Schülerinnen haben sich auch gut auf die Flüchtlingskinder vorbereitet, die noch kein Deutsch sprechen, erzählt Mihriban. Für Pfarrerin Bartels sind die muslimischen Berufsschüler bei der Kinder-Vesper-Kirche unverzichtbar, weil sie im Umgang mit muslimischen Kindern wichtige Brückenbauer sind. stm

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